Marco Frauchiger
Marco Frauchiger
how to dismantle a bomb
2020, MP4, 16:9, 16'14'', stereo
Laos: 2 Millionen Tonnen Bomben, abgeworfen vom US-Geheimdienst. Das sind mehr als alle Bomben im 2. Weltkrieg zusammen. Mehr als 40 Jahre später sind noch immer Spuren zu finden. In dieser Arbeit wird der Umgang mit dem Erbe des geheimen Krieges im heutigen Laos gezeigt. Besonderes Interesse gilt den Blindgängern, die in alltägliche Gebrauchsgegenstände, Schmuck und Souvenirs transformiert werden. Absurd wird es dann, wenn ein Mann, verletzt durch einen Blindgänger, mit einer Prothese, hergestellt aus Teilen einer Bombe, wieder zu gehen beginnt.
Auf der Suche nach diesen Artefakten entstanden Filmaufnahmen, Gespräche und Bilder. Es wurde ein lokaler Handwerker mit der Herstellung einer Camera Obscura aus Bombenschrott beauftragt. Damit wurden gleich vor Ort, mittels analogem Entwicklungsprozess auf Direkt-Positiv Papier, Unikate von Fotografien geschaffen. In dem hier präsentierten Werk how to dismantle a bomb wird eine Auswahl dieses gesammelten Materials zusammengeführt und kontextualisert.
Das Projekt und die Handlungen, die vorgenommen werden, sind als Geste zu lesen. Die Bombe wird entschärft, indem die Artefakte durch die lokale Bevölkerung neu verwertet, indem sie künstlerisch transformiert und kontextualisiert werden. So eröffnen sich andere Bedeutungsebenen, ohne das Problem zu marginalisieren. Aus destruktiven Kriegsobjekten entstehen neue Objekte, deren Bedeutungen durchaus positiv sein können. Dieser Prozess hinterfragt den Sinn der Waffenindustrie, ruft aber auch ambivalente Gefühle auf beim Betrachten der Ästhetisierung des Krieges anhand seiner Spuren.